„Das letzte Mal ist der Vogel von allein gesund geworden“ Manche Krankheiten und ihre Symptome treten vorübergehend auf, versetzen den Halter kurzzeitig in Unruhe und verschwinden bald von allein wieder. Zeigen sich die Anzeichen später erneut, wähnen sich viele Vogelbesitzer in Sicherheit und glauben, die Erkrankung würde wie beim ersten Mal von allein „heilen“. Einen Tierarztbesuch halten sie deshalb für unnötig. Dies ist oft eine fatale Fehleinschätzung. Ziervögel können eine Reihe von Krankheiten erleiden, die sich entweder schleichend aufbauen oder in Schüben verlaufen. In den Anfängen können diese Erkrankungen vergleichsweise harmlos wirken. Die betroffenen Tiere sind nur für einige Tage ein wenig schlapp. Häufig führen Halter die Mattigkeit der Tiere auf das Wetter, die Mauser oder andere Gründe zurück.
Ein typisches Beispiel für eine solche tückische Erkrankung ist das Going-Light-Syndrom (GLS), das unter anderem bei Wellensittichen auftritt. Erreger, die den Pilzen zugerechnet werden und wissenschaftlich Macrorhabdus ornithogaster (umgangssprachlich: Megabakterien) heißen, nisten sich im Verdauungstrakt der Tiere ein. Die Vögel werden dadurch geschwächt, was anfangs unter anderem an einem erhöhten Schlafbedürfnis oder Appetitverlust sowie leichtem Erbrechen oder anderweitigen Verdauungsbeschwerden zu erkennen ist.
An sich stellen all diese Symptome bereits schwerwiegende Alarmsignale dar, so dass ein umgehender Tierarztbesuch erforderlich wäre. Doch wird gewartet, klingen die Symptome häufig erst einmal wieder ab, um schließlich einige Wochen oder gar Monate später erneut und sehr viel stärker in Erscheinung zu treten. Weist der Vogel eine irgendwie geartete Schwächung des Immunsystems auf, gesellen sich zu den Krankheitserregern unter Umständen weitere Keime und es kommt bei den Going-Light-Patienten zu schweren Verdauungsstörungen und einer oftmals lebensbedrohlichen Gewichtsabnahme. Da die Erkrankung in einer solchen Situation schon weit fortgeschritten ist, besteht akute Lebensgefahr. Wer spätestens jetzt nicht zum Tierarzt geht, weil zuvor alles von allein wieder besser geworden ist, riskiert das Leben seines Vogels. Hierbei ist GLS nur als ein Beispiel für eine Reihe weiterer Erkrankungen zu verstehen, die für Vögel ähnlich gefährlich werden können, sofern nicht rechtzeitig mit einer Behandlung begonnen wird.
Tatsache ist: Wird ein Vogel anscheinend von allein wieder gesund, ist die Gefahr nicht immer gebannt. Streng genommen hat der Halter einen Fehler gemacht, indem er das kranke Tier nicht zum Arzt gebracht hat. Dieses Versäumnis zu wiederholen, wenn sich die Krankheit erneut zeigt, wäre sträflicher Leichtsinn – insbesondere deshalb, weil es so viele schubweise verlaufende Erkrankungen bei Vögeln gibt.
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