Mit den Augen eines Papageien
Papageien orientieren sich wie wir Menschen überwiegend optisch - mit dem Unterschied, dass Papageien auch im UV- und Infrarotbereich sehen können. Daher sehen unsere Krummschnäbel das Gefieder ihrer Partner in ganz anderen Farben. Das Sonnenlicht ist für den Stoffwechsel aller Lebewesen von größter Bedeutung, da der Lichtreiz die Abgabe wichtiger Hormone in bestimmten Gehirnbereichen auslöst. Hier werden Hormone und andere Substanzen gebildet, die wiederum die Produktion anderer Hormone steuern. Weiterhin wandeln die im natürlichen Sonnenlicht enthaltenen UV-Strahlen das in der Haut biologisch unwirksame Vitamin D2 in das wirksame Vitamin D3 um.
(Im Gutachten über die Mindestanforderungen an die Haltung von Papageien) wird ausreichendes Tageslicht bzw. die Anwendung entsprechenden Kunstlichts gefordert; weiterhin soll die tägliche Beleuchtung 12 Stunden betragen und ein Tag-Nacht-Rhythmus eingehalten werden.
Die Beleuchtungsstärke wird in "Lux" (lat. = Licht) gemessen. Die Sonne liefert bei klarem Wetter etwa 100 000 Lux, bei bedecktem Himmel werden immer noch 5 000 Lux gemessen. Die mittlere Beleuchtungsstärke liegt in den Tropen (daher stammen ja die meisten Papageien) immer noch bei über 100 000 Lux. Mit Kunstlicht (herkömmliche Glühlampen) erreicht man allerdings nie mehr als 2 500 (!) Lux. Doch selbst im dichtesten Urwald herrscht bei Tag immer noch eine Helligkeit von mehreren Tausend Lux.
Beleuchtungsstärken im Vergleich:
Sonnentag am Äquator
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80 000 - 120 000 Lux
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Sonniger Sommertag in Mitteleuropa
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50 000 - 100 000 Lux
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Trüber Sommertag
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20 000 Lux
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Trüber Wintertag
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3 000 - 4 000 Lux
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Gut beleuchteter Arbeitsplatz
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500 - 700 Lux
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Abendliche Innenraumbeleuchtung
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100 Lux
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Wer seine Vögel also optimal halten möchte, muss sich auch um die Beleuchtung in Innenräumen Gedanken machen; denn das UV- bzw. Infrarotspektrum im Sonnenlicht wird durch die Fensterscheiben herausgefiltert. Wir sollten also versuchen, möglichst naturnahes Licht zu bieten, d.h. Licht, mit dem wir dem Tageslichtspektrum und seinen UV-Anteilen nahe kommen. Der Handel bietet inzwischen mehrere Möglichkeiten; am wirtschaftlichsten sind Leuchtstoffröhren mit den entsprechenden Elektronischen Vorschaltgeräten (EVg´s). Das sind Geräte, die das "Flimmern" der Röhren auf 35 000-50 000 Hertz (Schaltvorgänge pro Sekunde ) regeln. Das Vogelauge hat eine Auflösung von bis zu 150 Bildern/Sekunde (das menschliche Auge sieht nur 14-18 Bilder/Sekunde) und konventionelle Vorschaltgeräte regeln nur auf 50-100 Hertz. Dieses Flimmern liegt also unterhalb der Zeitauflösung des Vogelauges. Die sogenannten EVg´s sind auch in dimmbaren Versionen erhältlich: damit kann die Dämmerung sehr gut simuliert werden.
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True-Lite II (Fa. Sylvana)
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Arcadia Bird Lamp (Fa. Arcadia)
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Biolux (Fa. Osram)
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Man rechnet mit wenigstens einer 58 Watt Leuchtstoffröhre (Vollspektrumlicht) pro 5 Quadratmeter bei weiß gestrichenen Wänden und einer Raumhöhe von 2,5 Metern.
Im Zusammenhang mit der viel diskutierten und oft zitierten "artgerechten Haltung" sollte also dem Thema "Beleuchtung" genauso grosse Beachtung geschenkt werden, wie den Gesichtspunkten "Gehegegröße" und "Ernährung".
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